Geburtshelfer der späteren Fahrzeugfamilie der Hochdachkombis war die Deutsche Bundespost. Diese wünschte sich für ihre Zwecke ein Fahrzeug mit zwei Kubikmeter Laderaum und einem Nutzlastgewicht von 400 Kilogramm. Der Laderaum sollte direkt vom Fahrersitz aus erreichbar und das Fahrzeug mit Schiebetüren ausgestattet sein, da Klapptüren im Innenstadtbereich häufig schlecht zu öffnen waren.
Heute würden wir sagen - der Volkswagen Caddy - erfüllt er diese Anforderungen doch spielend (max. Ladevolumen 4200 Kubikmeter / 800 Kilogramm Zuladung)...
Doch im Jahr 1962 erforderte dies eine völlig neue Fahrzeugfamilie. Die Entwickler von Volkswagen konnten aber auch schon damals auf bestehende Fahrzeugkomponenten zugreifen und das neue Fahrzeug aus Kostengründen (ja, auch damals schon) möglichst weitgehend aus Teilen anderer Fahrzeuge zusammengesetzt. So stammten Achsen, Motor und Getriebe vom Volkswagen Käfer, Chassis vom Volkswagen Karmann Ghia, Scheinwerfer vom Volkswagen Typ 3, Motorklappe und andere Teile vom Volkswagen Transporter und die Heckklappe war eine verkürzte Variante der des Volkswagen T1.
Das neue Fahrzeug brachte es auf ein Ladevolumen von 2,3 Kubikmetern plus weitere 0.6 Kubikmeter neben dem Fahrersitz, also insgesamt 2,9 Kubikmeter bei einem Zuladungsgewicht von 410 Kilogramm.
Der Volkswagen Typ 147 "Fridolin" war geboren. gebaut wurde er dann von 1964 bis 1974 in den Westfalia-Werken in Wiedenbrück, hauptsächlich für die Deutsche Bundespost. Auch für die schweizerische Post wurden Fahrzeuge gebaut.
Bis zum Juli 1974 wurden 6139 Typ 147 gebaut, die im Jahr 1968 für 6834 DM (incl. Steuer) zu haben waren.
Nach Auslaufen der Produktion des Typ 147 im Jahre 1974 war es dann bis 1978 ruhig im Hochdachkombisegment des Volkswagenkonzerns.
Basis für den ersten Caddy, das Modell 14D, war der Volkswagen Golf I. Konzipiert als zweisitziger Pritschenwagen für den nordamerikanischen Markt als Rabbit Pickup. Abgeleitet vom Volkswagen Rabbit, der US Variante des Volkswagen Golf I. Im Jahr 1978 vorgestellt wurde er von 1979 bis 1993 gebaut in Westmoreland County (Pennsylvania).
In Europa tauschte der Name Caddy zum ersten Mal 1983 auf, als er im jugoslawischen Sarajewo fast baugleich mit dem amerikanischen Vorbild gebaut wurde. Wie beim Vorbild wurde er mit einer hinteren Starrachse mit Blattfedern gefertigt. Markanter Unterschied waren die runden Scheinwerfer des europäischen Volkswagen Golf I. gebaut wurde der Volkswagen Caddy 14 D dort bis 1992, als der Bosnienkrieg die Produktion beendete.
Noch bis 2006 wurde der Caddy I mit modifizierter Front und Einspritzmotoren in Südafrika gefertigt.
Für den Nachfolger des Caddy I griff Volkswagen in sein Konzernregal. Während die Pick-Up Variante, das Modell 9U, dem Skoda Felicia Pick-Up entsprochen hat, waren Kastenwagen und Hochdachkombi, das Model 9 KV, nahezu baugleich mit dem Seat Inca. Gebaut wurde der Caddy II von Ende 1995 bis Mitte 2003 und es waren eigentlich, außer dem Volkswagenlogo am Kühlergrill, keine Unterschiede zu dem Schwestermodellen erkennbar.
Das Caddys aus diesem Zeitraum durchaus eine sehr hohe Laufleistung erreichen können, zeigt dieser Caddy. Er wurde im November 2002 gebaut und kommt auf eine stattliche Laufleistung von derzeit 410.000 Kilometern.
Die dritte Generation des Caddy - das Modell 2K
Der im Herbst 2003 eingeführte dritte Volkswagen Caddy, das Modell 2K, ist wieder ein Hochdachkombi. Die Grundlage bilden der Volkswagen Golf V und der Volkswagen Touran mit dem der Caddy bis zu A-Säule identisch ist. Anders als der auf dem Volkswagen Golf V basierende Volkswagen Touran hat der Caddy der dritten Generation aber seine blattgefederte starre Hinterachse behalten. Seit der Markteinführung des Modell 2K werden alle Caddys im polnischen Volkswagen Nutzfahrzeugwerk Poznan gebaut.
Seit 2004 ist der Caddy III auch als Familienfahrzeug erhältlich. Unter dem Namen Caddy Life war er wahlweise mit 5 oder 7 Sitzen erhältlich und eroberte schnell die vorderen Plätze der Verkaufszahlen im Segment der Hochdachkombis. Ab 2007 reihte sich die Langversion des Caddy III, der Caddy Maxi in die Caddymodellwelt ein.
Und einen Caddy 2K mit extra hohem Dach haben wir auch im Verein, leider nur im Winter ...
Mit dem Caddy Tramper brachte Volkswagen ein kleineres Campingfahrzeug als den Volkswagen T6 mit Campingausbau auf Basis des Caddy Maxi auf dem Markt. Zubehör wie Stautaschen in den Seitenfenstern, einem 2 Meter langen Bett, Tisch und zwei Stühlen sowie einem Heckzelt, das über die Heckklappe geschoben werden konnte, boten Campingkomfort im Segment der Hochdachkombis.
Im Sommer 2015 erhielt der Caddy ein weiteres Facelift, wobei dieses umfangreicher ausfiel als das vorherige. Von Volkswagen wird dieser neue Caddy nunmehr als "Generation Four" beworben. Die Motoren wurden auf die Euro 6 Norm umgestellt und beim Dieselmotor hielt AdBlue Einzug in den Caddy. Die Starrachse hat er (noch) behalten.
Äußerlich dezent nachgeschärft ist es im Innenraum hochwertiger geworden. Im kurzen Caddy verdeck jetzt ein Rollo den Laderaum, die Hutablage ist ausgezogen. Technisch erhielt der Caddy 4 viele mögliche Assistenzsysteme aus dem Werksbaukasten. Im Fahrsicherheitstest Euro NCAP erhielt er 4 von 5 Sternen.
Mehr zum Caddy 4 hier...
Im März 2018, genau am 15.03., war wieder ein großes Jubiläum in Poznan zu feiern. Der Caddy Nummer 2.000.000 ist vom Bang gerollt. Nach dem Millionsten Caddy nun die nächste Etappe, ein Caddy Maxi Trendline mit Blue Motion Technologie, als 7 Sitzer mit dem 1,4 Liter TSI Motor und 125 PS. Volkswagen Poznan hat diesen Jubiläumscaddy der polnischen Hilfsgesellschaft des Heiligen Bruders Albert zur Verfügung gestellt. Unter dem Motto "Wieviel gutes passt in einen Caddy" haben die Beschäftigten des Werkes noch Spenden gesammelt und diese mit übergeben.
Hier noch ein paar Zahlen zum Caddybau: Produktion im Jahr 2017 - 165.000 Stück Produktion täglich - 720 Stück
Das Gerücht wurde mit Bildern Wirklichkeit, der Caddy 4 war auch als Nachfolger des Skoda Roomster vorgesehen. Erste Fahrzeuge waren sogar im Werk Poznan schon vom Band gerollt als der Skoda Roomster II dann zugunsten eines neuen SUV kurz vor Auslieferung eingestellt wurde.